Dr. Susanne Kabatnik (Uni Greifswald): "Helfende Interaktionen am Beispiel von Depression auf Twitter und in der Gruppenpsychotherapie"
17.05.2022 16-18Uhr
online
Laut des RKI erkranken jährlich 8,1 % der Menschen in Deutschland an einer Depression, einer stigmatisierten und tabuisierten Erkrankung, deren Symptomatik sich u.a. in der sozialen Isolation manifestiert. Die Erforschung der sozialen Interaktion von Menschen mit Depressionen ist von enormer Relevanz, denn fehlende bzw. konfliktuale soziale Interaktion können schwerwiegende Folgen für die Betroffenen haben und zum Suizid führen. Menschen mit Depressionen wenden sich mit ihren Symptomen, aber auch Sorgen, Ängsten oder Erzählungen, hilfesuchend an (medizinische) Institutionen oder soziale Formate im Internet. Zu beobachten ist dort der Austausch von Wissen als Basis gegenseitiger Verständigungsprozesse, die Gestaltung von Beziehungen zur Konstitution von Gruppen(identität) sowie darauf aufbauend auch die Ko-Konstruktion von Veränderung. Am Beispiel zweier Datensätze aus der Kommunikation von Menschen mit Depressionen, nämlich erstens dem Interaktionsraum unter dem Hashtag #depression auf Twitter und zweitens einer spezifischen Gruppenpsychotherapie, in der Messenger-Nachrichten von Patient*innen mit Depressionen besprochen werden, analysiere ich unter Anwendung des Methodeninventars der Interaktionalen Linguistik helfende Interaktionssequenzen, wie z.B. Fragen, Ratschläge oder Selbstoffenbarungen, in Bezug auf die Wissens- und Beziehungskonstitution sowie die Ko-Konstruktion von Veränderung. Dabei werden die Spezifika beider helfender Formate komparativ herausgearbeitet, einzelne Sequenzen aus den Korpora exemplarisch hinsichtlich ihrer helfenden Funktionen vorgestellt und abschließend diskutiert.
Verantwortlich für die Redaktion:
Carolin Dix
Kalenderdatei
(Für ältere Kalender klicken Sie bitte hier)